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Charakterzüge: Charakterzüge sind in der Psychologie die relativ stabilen und dauerhaften Eigenschaften, die Personen voneinander unterscheiden. Sie sind die Bausteine der Persönlichkeit und können verwendet werden, um das Verhalten einer Person zu beschreiben und vorherzusagen. Einige Beispiele für Charakterzüge sind Extraversion, Introversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus. Siehe auch Extraversion, Introversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Raymond B. Cattell über Charakterzüge – Lexikon der Argumente

Corr I 128
Charakterzüge/Cattell/De Raad: Cattells ursprünglicher Satz von 35 Charakterzugvariablen war das Ergebnis einer Reduzierung einer Liste von 171 Charakterzüge beschreibenden Items, die von Cattell (1943)(1) betrachtet wurden, um die komplette "Persönlichkeitssphäre" zusammenzufassen. Diese Kondensation erfolgte auf der Grundlage von Korrelationen der Bewertungen von 100 Probanden. Die Reduzierung auf 35 Variablen war, in Cattells (1945(2), S. 70) Worten, "eine Frage unglücklicher Notwendigkeit". Cattell (1950)(3) unterschied Charakterzug-Elemente (einzelne Charakterzugwörter), Oberflächen-Charakterzüge (Charakterzüge, die dazu neigen, sich in einer Person zu bündeln) und Quellen-Charakterzüge (Charakterzug-Faktoren), die im Wesentlichen eine Hierarchie von Charakterzügen bilden. Der Begriff der Hierarchie wurde in Cattells Schwerpunkt auf der Unterscheidung zwischen primären Faktoren und Faktoren höherer Ordnung erweitert.
Siehe auch >Modelle/De Raad
, >Charakterzüge/Eysenck, >EysenckVsCattell.

1. Cattell, R. B. 1943. The description of personality: basic traits resolved into clusters, Journal of Abnormal and Social Psychology 38: 476–507
2. Cattell, R. B. 1945. The description of personality: principles and findings in a factor analysis, American Journal of Psychology 58: 69–90
3. Cattell, R. B. 1950. Personality: a systematic theoretical and factual study, New York: McGraw-Hill


Boele De Raad, “Structural models of personality”, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge Handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press

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Corr II 48
Charakterzüge/Daten/Cattell: [Cattell] schlug vor, dass die Beschreibung und Messung von Persönlichkeitskonstrukten über drei grundlegende Beobachtungsmedien (drei verschiedene Arten von Daten) erfolgen sollte. Erstens beziehen sich L-Daten auf Informationen, die über Personen in Situationen des wirklichen Lebens gesammelt werden, entweder durch Aufzeichnung des tatsächlichen Verhaltens einer Person oder durch die Bewertungen des Verhaltens einer bestimmten Person durch einen Beobachter. Zweitens bieten Q-Daten Selbsteinschätzungen von Menschen über ihr eigenes Verhalten mittels Selbstbericht-Fragebögen. T-Daten werden aus objektiven Tests gewonnen, mit denen das tatsächliche Verhalten gemessen wird (...).
II 49
Studiendesign/Cattell: (...) ausgehend von der wörterbuchbasierten Zusammenstellung [von Allport und Odbert (1936)] für sein empirisch taxonomisches Persönlichkeitsforschungsprogramm, (...) reduzierte Cattell zunächst die Liste, indem er alle synonymen Begriffe zusammenfasste und dann jede Synonymgruppe unter einem Schlüsselbegriff verzeichnete. Mit der Unterstützung eines Literaturstudenten verbrachte Cattell mehrere Monate damit, die Liste in eine überschaubarere Anzahl von 171 Synonymbegriffen zu zerlegen, wobei er ohne jede vorgefasste Idee hinsichtlich der Anzahl der benötigten separaten Kategorien begann. Der nächste Schritt bestand darin, die meisten Charakterzug-Synonyme in einem bipolaren Format zu organisieren, indem, wann immer möglich, Gegensätze einbezogen wurden.
II 50
Cattell rekrutierte dann eine Stichprobe von 100 Personen, die speziell so ausgewählt wurden, dass sie für die allgemeine erwachsene Bevölkerung so repräsentativ wie möglich waren. Die Mitglieder der Gruppe wurden von einem engen Bekannten zu jedem der 171 Charakterzug-Wörter bewertet. Die Bewerter schätzten ein, ob eine Person zu jedem jeweiligen Charakterzug-Wort hoch oder niedrig einzustufen war. Forschungsassistenten berechneten dann alle 14.535 separaten tetrachorischen Korrelationskoeffizienten zwischen allen 171 Charakterzug-Wörtern. Cattell wandte die statistische Technik der Clusteranalyse an, um eine Liste von 67 grundlegenden Clustern zu erstellen, die Oberflächeneigenschaften der normalen Persönlichkeitssphäre repräsentieren. Dann reduzierte er diese Cluster-basierten Bezeichnungen für Charakterzüge auf eine praktischere Anzahl von 35 bipolaren Dimensionen (...).
II 51
Erkenntnisse/Ergebnisse/Cattell: Cattell (1944, 1946, 1973)(1,2,3) kam zu dem Schluss, dass allein der normalen menschlichen Persönlichkeitssphäre mindestens 12-16 primäre Quellmerkmale bzw. Charakterzüge zugrunde liegen (folglich identifizierte Cattell auch weitere 12 abnorme Charakterzug-Faktoren, die im Clinical Analysis Questionnaire oder CAQ gemessen wurden (...) und mindestens 28 primäre Charakterzug-Dimensionen ergeben [Cattell, 1973, S. 127])(3). Auf der Ebene der zweiten Stufe in der normalen Persönlichkeitssphäre fand Cattell 5-8 allgemeine Faktoren (Cattell & Nichols, 1972(4); Cattell, 1973(3); Gillis & Cattell, 1979(5); vgl. Boyle & Robertson, 1989(6); Gillis & Lee, 1978(7); Krug & Johns, 1986(8)).
II 54
Die Re-Analyse von Cattells (1948)(9) Daten mit modernen faktorenanalytischen Methoden mit der schrägen Einfachstrukturrotation unterstützt Cattells bahnbrechende Forschungsergebnisse von 11-16 primären Charakterzug-Dimensionen (z.B. Cattell & Krug, 1986(10); Chernyshenko et al., 2001(11); (...); McKenzie et al., 1997(12); (...).
>Charakterzüge/Allport/Odbert, >Terminologie/Cattell.


1. Cattell, R. B. (1944). Interpretation of the twelve primary personality factors. Character and Personality, 13, 55–91.
2. Cattell, R. B. (1946). The description and measurement of personality. New York: World Book.
3. Cattell, R. B. (1973). Personality and mood by questionnaire. San Francisco, CA: Jossey–Bass.
4. Cattell, R. B., & Nichols, K. E. (1972). An improved definition, from 10 researches, of second order personality factors in Q-data (with cross-cultural checks). Journal of Social Psychology, 86, 187–203.
5. Gillis, J. S., & Cattell, R. B. (1979). Comparison of second order personality structures with later patterns. Multivariate Experimental Clinical Research, 4, 92–99.
6. Boyle, G. J., & Robertson, J. M. (1989). Anomaly in equation for calculating 16PF second order factor QIII. Personality and Individual Differences, 10, 1007–1008.
7. Gillis, J. S., & Lee, D. C. (1978). Second-order relations between different modalities of personality trait organization. Multivariate Experimental Clinical Research, 3, 241–248.
8. Krug, S. E., & Johns, E. F. (1986). A large scale cross-validation of second-order personality structure defined by the 16PF. Psychological Reports, 59, 683–693.
9. Cattell, R. B. (1948). The primary personality factors in women compared with those in men. British Journal of Mathematical and Statistical Psychology, 1, 114–130.
10. Cattell, R. B., & Krug, S. E. (1986). The number of factors in the 16PF: A review of the evidence with special emphasis on methodological problems. Educational and Psychological Measurement, 46, 509–522.
11. Chernyshenko, O. S., Stark, S., & Chan, K. Y. (2001). Investigating the hierarchical structure of the fifth edition of the 16PF: An application of the Schmid–Leiman orthogonalization procedure. Educational and Psychological Measurement, 61, 290–302.
12. McKenzie, J., Tindell, G., & French, J. (1997). The great triumvirate: Agreement between lexically and psycho-physiologically based models of personality. Personality and Individual Differences, 22, 269–277.


Gillis, John S. and Gregory J. Boyle: “Factor Analysis of Trait-Names Revisiting Cattell (1943)”, In: Philip J. Corr (Ed.) 2018. Personality and Individual Differences. Revisiting the classical studies. Singapore, Washington DC, Melbourne: Sage, pp. 47-67.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Cattell, Raymond B.

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018

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